Fachthemen

Kälbergesundheit

Die Kälbergesundheit ist ein zentraler Aspekt der modernen Nutztierhaltung und hat weitreichende Auswirkungen auf die Wirtschaftlichkeit von Milch- und Mastbetrieben. Kälber sind die Basis für zukünftige gesunde Milchkühe und Masttiere. Ein stabiles Immunsystem, optimale Wachstumsraten, eine niedrige Krankheitsinzidenz und niedrige Sterblichkeitsraten sind essenziell für die Effizienz eines Betriebs.

Kälbersterblichkeit

Die Kälbersterblichkeit liegt in Österreich seit Jahren durchschnittlich bei 9%. Durch eine hohe Kälbersterblichkeit entsteht ein unmittelbarer ökonomischer Schaden, längerfristig wird auf Grund mangelnder Selektionsmöglichkeiten der Zuchtfortschritt verlangsamt. In Folge hoher Mortalität kann auch oft die Remontierung durch betriebseigene Nachzucht nicht gewährleistet werden. Für die Mast gilt ähnliches: ist die Kälbermortalität hoch, so ist unter Umständen die Versorgung der Mastbetriebe mit Kälbern gefährdet.

Besonders in den ersten Lebenswochen sind Kälber anfällig für eine Vielzahl von Gesundheitsproblemen. Die Ursachen sind vielfältig – von Geburtskomplikationen und infektiösen Erkrankungen bis hin zu Managementfehlern und unzureichender Fütterung. Krankheiten in den ersten Lebenswochen und hohe Kälbersterblichkeitsraten führen aber nicht nur zu wirtschaftlichen Verlusten, sondern werfen auch ethische Fragen hinsichtlich des Tierschutzes auf.

Gesundheit von Kälbern als entscheidender Baustein

Die Gesundheit von Kälbern ist jedoch weit mehr als eine innerbetriebliche Managementfrage – sie ist ein entscheidender Baustein für die Gesundheit des gesamten Systems. Im Rahmen des One-Health-Ansatzes, der die enge Verbindung zwischen Tier-, Umwelt- und Humanbereich betont, ist die Minimierung des Antibiotikaeinsatzes, um der Entwicklung antimikrobieller Resistenzen (AMR) entgegenzuwirken ein zentrales Ziel.

Kälber sind besonders anfällig für Erkrankungen wie Durchfälle und Atemwegsinfektionen, die oft mit antibiotischen Behandlungen einhergehen. Durch eine gezielte Förderung der Kälbergesundheit, etwa durch optimierte Kolostrumversorgung, verbesserte Haltungssysteme und den Einsatz von probiotischen oder immunmodulierenden Maßnahmen, kann die Infektionsanfälligkeit reduziert werden. Dies trägt unmittelbar zur Senkung des Antibiotikaverbrauchs bei und verringert das Risiko der Resistenzbildung – eine zentrale Herausforderung für die globale Gesundheit.

Eine nachhaltige Verbesserung der Kälbergesundheit ist aber nicht nur ein wichtiger Baustein zur Reduktion des Antibiotikaeinsatzes und zur Förderung des Tierwohls, sondern adressiert auch ökologische und gesellschaftliche Herausforderungen.

Österreichischen Tiertransportgesetz

Dass die Kälbergesundheit nicht nur ein veterinärmedizinisches und gesellschaftliches, sondern auch ein politisches Thema ist, spiegelt sich im österreichischen Tiertransportgesetz wider.

§ 20a Abs. 1 Tiertransportgesetz 2007 (TTG 2007) befasst sich mit spezifischen Regelungen für den Transport von Kälbern und sieht vor, dass aus Gründen der Tiergesundheit die Transportfähigkeit im Sinne des Anhang 1 Kapitel 1 der Verordnung (EG) Nr. 1/2005 für Transporte, bei denen der Versandort in Österreich und der Bestimmungsort außerhalb Österreichs liegt, bei Tieren frühestens ab einem Alter von drei Wochen gegeben ist. Ab dem 1.1.2025 ist die Transportfähigkeit bei Kälbern ab einem Alter von drei Wochen bis zu einem Alter von vier Wochen nur dann gegeben, wenn im abgebenden Tierbestand eine gute Kälbergesundheit im Rahmen einer regelmäßigen tierärztlichen Bestandsbetreuung gegeben ist.

Beurteilung der guten Kälbergesundheit im Sinne des § 20a Abs. 1 TTG 2007 wird daher die Kennzahl der Kälbersterblichkeit herangezogen, da sie die einzige Kennzahl ist, die in der Praxis für die Betriebe zur Verfügung steht und auswertbar ist.

Seit März 2025 werden im Animal Health Data Service (AHDS) die Zahlen der Kälbersterblichkeit für landwirtschaftliche Betriebe dargestellt.

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